Praktikacheck

Kaffee kochen, Akten schreddern, kopieren – Tätigkeiten, die gerne mal auf den*die Praktikant*in abgewälzt werden. Wer also nicht nur als billige Arbeitskraft eingesetzt werden möchte, kann im Vorfeld auf einige Punkte achten, die einem verraten, ob es sich um ein „echtes“ Praktikum handelt.

Dauer des Praktikums

Ein langes Praktikum klingt zunächst sinnvoll, damit man sich wirklich tief mit dem Unternehmen und der Arbeit dort auseinandersetzen kann. Doch Praktika über 3 Monaten sind meist vor allem ein Gewinn für das Unternehmen, das den*die Praktikant*in nach der Einarbeitungszeit als billige Arbeitskraft einsetzen kann. Ein tatsächlicher Erkenntnisgewinn findet für den*die Praktikant*in nicht mehr statt.

Anzahl der Praktikant*innen im Unternehmen

Bei vielen Praktikant*innen denkt man zunächst vielleicht, dass Unternehmen sei besonders praktikant*innenfreundlich. Tatsächlich leidet jedoch die Betreuung des Einzelnen, wenn die Mitarbeiter*innenzahl nicht auch besonders hoch ist. Außerdem sinken bei vielen Praktikant*innen die Chance in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, da die Praktikant*innen teilweise die Festangestellten ersetzen.

Bezahlung

Viele Praktikastellen werden ohne Bezahlung angeboten, so dass man das Gefühl bekommt, dass sich nicht jeder Praxiserfahrung leisten kann. Ein gute*r Arbeitgeber*in zahlt euch mindestens 300 Euro pro Monat, für Absolventen auch mehr. Je länger das Praktikum dauern soll, desto höher sollte auch das Gehalt ausfallen, da Ihr mit der Zeit immer mehr Arbeiten auch selbstständig übernehmen werdet.

Vertrag

Ihr solltet auf eine schriftliche Vereinbarung bestehen, in der Beginn, Dauer des Praktikums, die auszuübende Tätigkeiten, die tägliche Arbeitszeit, evtl. die Dauer der Probezeit, die Höhe der Vergütung, die Dauer des Urlaubs, die Vergütung von Überstunden, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie Kündigungsvoraussetzungen festgeschrieben sind. Ob alle Punkte zutreffen, ist auch vom Praktikum und den Rahmenvoraussetzungen abhängig.

Ruf des Unternehmens

Leider nimmt in letzter Zeit der Missbrauch von Praktikant*innen besonders in bestimmten Branchen zu. Gerade im Bereich Medien oder Werbung werden Praktikant*innen oft als feste Arbeitskraft eingeplant, inklusive Überstunden. Nicht umsonst werden wir auch die „Generation Praktikum“ genannt, die nach dem Abschluss ein Praktikum nach dem anderen absolviert, oft gelockt durch die Möglichkeit eventuell übernommen zu werden, nach dem unbezahlten Praktikum.

Dank Internet gibt es heutzutage die Möglichkeit sich über verschiedene Quellen im Voraus über Unternehmen zu informieren, teilweise auch Praktikumsberichte zu lesen. Bevor man sich bewirbt, ist es also ratsam, ein Unternehmen durch eine Suchmaschine der Wahl laufen zu lassen. Ein weiterer Hinweis ist es, wenn ein Unternehmen sehr häufig Praktikumsstellen für die gleiche Position ausschreiben. Hier ist es wahrscheinlich, dass die Praktikant*innen genutzt werden, statt jemanden einzustellen.

Wie kann ich mich vor Missbrauch schützen?

Je nach Größe und Struktur gibt es unterschiedliche Wege sich gegen Ausnutzung zu wehren. Gibt es einen Betriebsrat, ist dieser die erste Adresse. Gibt es keinen, sollte man sich an seinen Betreuer wenden und die Missstände klären, zum Beispiel, wenn der Arbeitsanteil den Lernanteil überwiegt, regelmäßig Überstunden anfallen oder der gesetzlich vorgeschriebene Urlaub nicht gewährt wird. Sollte die Beschwerde ignoriert werden kann man entweder das Praktikum abbrechen und es in einem anderen Unternehmen versuchen oder sich vor Gericht wehren. Gewerkschaftsmitglieder genießen bei Verstößen gegen die Rechte von Arbeitnehmer*innen Rechtsschutz, bekommen also eine kostenlose Rechtsvertretung bei arbeitsrechtlichen Problemen. Hiervon sind auch Praktikant*innen eingeschlossen.

Ihr habt noch weitere Fragen? Schreibt uns gerne eine E-Mail!